Gooood Moooorniiing Viieeetnaaam !!!

Ich kenne zwar den Film, finde ihn aber nicht besonders. Aber das Zitat musste jetzt sein :)

 

Es ist der Beginn meiner Etappe in Südostasien. Viele meiner Bekannten und Freunde waren schon hier und haben nur gutes zu Berichten gehabt. 

 

Hanoi die Hauptstadt ist die erste Etappe hier. Ein kleines Hostel im Old Quarter ist meine vorgebuchte Unterkunft. Es gibt hier so viele Unterkünfte, dass man eigentlich nicht vorbuchen muss, aber ich mag es wenn ich in einer fremden Stadt wenigstens die ersten 3 Nächte, oder so, etwas festes habe. Von dort aus kann man neu planen, organisieren und sich etwas neues ausdenken.

 

Die Stadt ist recht chaotisch wenn man sie mit Europa vergleicht. Unzählbare Roller und Mopeds, Rikschas, Taxis, Autos, ... und alles durcheinander. Es gibt schon Regeln, aber die sind hier recht flexibel. Aber ein Gesetz ist hier unumstösslich. "Es darf nix passieren!" Und daran hält man sich. Ich habe den Vergleich einmal in Neu Delhi gebracht: Es ist so als ob man einen Ameisenhaufen beobachtet. Es wirkt komplett chaotisch, alles wuselt durcheinander, doch jeder kommt dorthin wo er hin will und keiner berührt einander. Man gewöhnt sich da relativ schnell dran und dann ist alles ok.

Woran ich mich nie wirklich gewöhnen werde ist das Gehupe. "Hallo", "Tschüss", "Jetzt komm ich", "Lass mich durch", "Denkste!", "Du siehst aber scharf aus", .... Alle wird mit der Hupe mitgeteilt. Endeffekt hiervon ist aber, dass wirklich keiner es mehr für voll nimmt. 

 

Der Old Quarter ist die Altstadt von Hanoi. Ganz viel Gewusel auf engen Strassen, Cafés, Kneipen, Restaurants, Geschäfte, Salons, Hotels, Banken, .... es ist super viel los. Aber fast alles spielt sich vor den Geschäften auf der Strasse ab. Diese ganzen kleinen Geschäfte sind Wohn- und Arbeitsraum für die ganze Familie. Auf der Strasse ist die Ware oder die kleinen Tische der Restaurants, weiter im Inneren ist die Küche oder die Werkstatt.

Und ganz hinten ist der Wohnraum. Der Übergang ist aber fliessend, man kann von der Strasse aus die Kinder weiter hinten im "Wohnzimmer" spielen sehen. 

 

Es ist eine Wohnsituation, die ich schon öfter in Asien gesehen habe. 

Ansonsten kann Hanoi ihre französische Kolonialzeit nicht verleugnen. Viele Häuser sind europäisch geprägt und die Geschichte Indochinas und der 2 Unabhängigkeitskriege sind in Hanoi in vielen Museen und Denkmälern festgehalten.

 

Nach ein paar Tagen beschliesse ich eine der klassischen Attraktionen in Nordvietnam zu buchen. Eine Tour nach Ha Long Bay. Eine Küstenregion mit sehr charakteristischen Inseln. 

Die Reise ist klasse, ich habe tolle Mitreisende gehabt, recht kühles Wetter und vergleichsweise wenig Boote und Trubel vor Ort. 

Unser Tourguide "Mr Handsome" wie er sich selber vorgestellt hatte, ist eine Ulknudel. Sprüche über Sprüche... wir haben viel gelacht. 

Zur Tour selber will ich gar nicht so viel Schreiben. Schaut euch die Fotos an.

 

Zurück in Hanoi wechsle ich das Hostel. Eine Hausnummer weiter. So genau weiss ich aber auch nicht mehr

warum ;) Der Tee, die anspruchsvollen Freizeitaktivitäten, ihr Ansatz zur Nachhaltigkeit von Trinkwasser oder die hübschen Mädchen, hmmm?

 

Ein Projekt hier in Vietnam war auf jeden Fall ein Motorrad zu mieten oder zu kaufen um damit über Laos, Kambodscha und wieder Vietnam eine grosse Runde zu drehen... Also brauche ich einen fahrbaren Untersatz. Die Idee ist nicht neu und viele machen es. Es gibt ganze Facebook Gruppen, die sich mit dem Ver- und Ankauf von Motorrädern unter den Backpackern beschäftigen. 

"Motorräder" sage ich. Ok, lasst mich ausholen. Hier gibt es keine Motorräder! Jedenfalls nicht nach meinem Standard. In Hanoi habe ich 2 grosse Ducati´s gesehen, das wars. Die coolen Jungs fahren hier 300ccm! Das sind echt die Könige des Staus. 

Die Masse der Motorräder hat aber nur 100-150 ccm. Die 150er sind da schon die Sportgeräte. 

 

Also was kauft man sich hier? Meine Wahl fällt auf eine Detech 127cc "Racing Sport". Es ist angeblich der beste Lizenzbau der berühmten Honda Win. Eine kleine Maschine die über alle Zweifel erhaben ist. Zu Zig-Millionen gebaut, einfach, Zuverlässig, robust. 

Also das wird sie also. Ich muss kaufen und kann nicht mieten, weil ich über die Grenze will. Das geht nicht mit einem Mietmotorrad. Ich entscheide mich für eine nagelneue Maschine. Alles was ich gebraucht gesehen habe ist in so erbärmlichen Zustand, nee lieber nicht. 

 

Also wird es "Rucio", klein, blau, 127cc, geschätzte 10 PS,... Wer ist "Rucio"? Gute Frage. Es ist der Esel von Sancho Panza ;)) ... ich denke der Name passt.

 

Bald soll es los gehen. 

Es ist umgepackt, gesattelt und verschnallt und ich kann los Richtung Nordwest Vietnam. Mein Ziel ist Dien Bien Phu. Dem einen oder anderen wird der Name was sagen, aber dazu später. 

 

Die Kleine Maschine ist gewöhnungsbedürftig. Sie ist deutlich zu klein für mich, die Vorderradbremse muss sich noch richtig einfahren und verzögert fast gar nicht. Kurz nach der Abfahrt hängt mein Anlasser Knopf und einen Tag später ist der Tacho kaputt und die Kette hat sich derart gelängt, dass sie richtig durchhängt. Na das kann ja noch was werden. 

 

Nach 2 Tagen fahrt komme ich in Dien Bien Phu an. Die Strassen sind gut, der Verkehr recht übersichtlich und das muss man Rucio nun echt zugestehen, das Motörchen zieht verdammt gut. Ich bin deutlich schneller als viele andere. 

 

Dien Bien Phu ist meine Etappe kurz vor der Laotischen Grenze. Und hier ist die Unabhängigkeit Vietnams, Laos und Kambodschas aus französischer Kolonialherschaft besiegelt worden. Die Schlacht bei Dien Bien Phu hatte Frankreich und den grösstenteils deutschen Fremdenlegionären eine verheerende Niederlage eingebracht. Kurz vor einer internationalen Konferenz, die danach die Auflösung Französische Indochina in die 3 aktuellen Länder ermöglichte.

 

Ein paar Tage in der Stadt und in der Gegend waren schön. Die Stadt selber ist nicht besonders, aber die Gegend darum herum ist wirklich sehenswert. Reisterrassen, bewaldete Hügel, Dörfer der "Hilltribes" und immer und immer wieder nette Menschen. Sie sprechen meist kein Englisch oder Französisch, aber man versucht sich zu verständigen. Mit meiner Grösse bin ich eine Besonderheit und ich werde öfter nach meinem Gewicht gefragt. Öfter wird man dann zum Essen oder zu einem Tee eingeladen. 

Einige Dinge sind wunderbar, aber angebrütete Eier sind nicht meins. 

 

 

Es bricht der letzte Tag meines Visums an und die laotische Grenze ist ganz nah, also auf den Esel und über den Berg ... 

Naja, bis die Sache mit den Zahlen kam. 34 ist nicht gleich 27, stimmt! Aber was soll das? 

An dieser besagten Grenze ist es von vietnamesischer Seite, nicht erlaubt die Grenze mit einem Motorrad zu verlassen, dass nicht in Dien Bien Phu zugelassen ist. Also ein 27er Kennzeichen hat. Nun ja, meine Maschine hat eine 34 vorne dran stehen. Der Beamte ist ganz nett und meint er hätte kein Problem damit wenn ich jetzt ausreise, aber das Motorrad bleibt in Vietnam. Es ist der letzte Tag meines Visums und das sieht keiner gerne wenn man es überschreitet. 

Alle legalen und unkonventionellen Andeutungen bringen nix. 

Also zurück in meine Pension. Zum Glück sind die Besitzer sehr gut vernetzt und zusammen mit einer Tochter geht es zur Einwanderungsbehörde und ich bekomme 4 Tage weiteren Aufenthalt. Bis Heilig Abend. 

Glück gehabt, denn kurz vorher hatte sich das Gesetz wieder geändert und eine Verlängerung eines Visa on Arrival ist nicht mehr so einfach möglich. Darum als Härtefall nur 4 Tage. 

 

Die letzten Tage hatte mich Rucio fast zur Weissglut gebracht, als (für alle Spötter) ohne Gepäck 6 Speichen hinten gebrochen sind. Zum Glück finde ich einen findigen Mechaniker, der mir in seinem Hinterhof das Rad repariert. 

Die Reparatur ist nicht perfekt und einen Tag später kann ich das ganze Hinterrad neu einspeichen lassen. 

Ich habe das Motorrad seit 7 Tage und war schon 5 mal in einer Werkstatt. Schnauze voll.

 

Also dann auf dem Weg zum anderen Grenzübergang noch mal ein Schlauch an einer Naht reisst, ist mein Vertrauen in das Material hinüber. Damit in 2 weniger entwickelte Länder gehen? Laos und Kambodscha. Das Vertrauen habe ich jetzt nicht und disponiere um. 

 

Ab nach Hanoi, Motorrad einmotten und ausfliegen. Wohin? Thailand klingt ganz gut, oder? 

 

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Comments: 9
  • #1

    cristina (Thursday, 11 January 2018 17:07)

    Ha, ha....deci ca marfa din China, o pui de 2 ori la spalat si poti sa stergi pe jos cu ea.
    Nu scrii cat a costat "magarul"..si ce faci cu el asa stricat. M-a amuzat poza cu Uber pe spatele unui tip pe o motoreta....maimutica care bea ceva dintr-o coca-cola. Ai dreptate femeile vietnameze sant frumoase...evident cele tinere dar pe barbati, eu ii gasesc urati! Au flori frumoase... iar intradevar formatiunile de stanci din Vietnamul de nord sant superbe, ce semnificatie au banii pusi acolo !? As avea multe intrebari, poate cand vii o sa avem timp de povestit. Drum bun in continuare
    , noi plecam pt. 2 saptamani la sky. Pup Tusa

  • #2

    Kathrin (Friday, 12 January 2018 08:47)

    Wow, was für Eindrücke, was für eine Sinnesflut!
    Danke für diese tollen Bilder und den herrlichen Bericht!
    Es ist fast wie ein bisschen dabei sein. :-)
    Mit dem Material könntest Du echt ein wenig mehr Glück gebrauchen.
    Weiterhin eine glückliche, phantastische Reise!
    Herzliche Grüße

  • #3

    Achim (Friday, 12 January 2018 18:14)

    Hallo Rosto,

    gutes Neues erstmal noch!
    Deine Berichte sind sehr schön, ich fühle mich "mittendrin statt nur dabei" :-)
    Gibt es da nirgendwo einen Motorrad-Importeur, der mal was Taugliches für Deine Zwecke bieten kann? Nagelneue Maschine und dann solche Reparaturen ...
    Ich wünsche Dir besseres Material und mehr Glück mit den Visas für den weiteren Verlauf Deiner Reise.

    Gruß, Achim

  • #4

    Hans-Ueli (Saturday, 13 January 2018 11:57)

    Toller Bericht und Fotos. Was gibt es mit dem Motorrad für Alternativen? In Indien und Nepal findest du dann Royal Enfield, di sollen besser sein und laufen ganz schön. Geniesse es weiter!

  • #5

    Ge309769 (Saturday, 13 January 2018 21:53)

    Lass dich nicht unterkriegen. Versuchs doch mal mit einem Fahrrad. :-)
    Grüße aus dem Ruhrgebiet von der Jägerin und dem Kleber.

  • #6

    Walli (Wednesday, 17 January 2018 23:49)

    Hi Rosto,
    wie immer superklasse. Und es ist wieder von allem etwas dabei: Kurioses, Interessantes, Lustiges, Gewöhnungsbedürftiges, Leckeres, Schönes, und und und. Ein tolle Mischung und schönes Stories.
    Dicke Grüße und viele Massagen in Thailand ;))
    Walli

  • #7

    Jürgen (Friday, 19 January 2018 15:00)

    Hallo Rosto,
    wenn du so weiter machst läufst du irgend wann meinem Sohn Manuel über den Weg!!!
    Toller und spannender Bericht, weiter so..........
    Gruß Jürgen

  • #8

    Birgit und Ignatz (Tuesday, 23 January 2018 09:16)

    Hey Rosto,
    Wie immer ein total spannender und toll illustrierter Bericht. Hoffen wir dass das Kapitel Pleiten Pech und Pannen damit geschlossen ist! Viel Spass und gute Weiterreise im neuen Jahr wünschen Dir
    Birgit und Ignatz

  • #9

    Jörg B. (Wednesday, 07 February 2018 22:03)

    Hi Rosto,
    ich war jetzt schon länger nicht mehr auf Deinem Blog aber ich bin echt beeindruckt und auch neidisch! Toll, was Du so alles erlebst und wie Du die Dinge meisterst. Die Fotos sind grandios. Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und viel Glück auf Deiner Reise. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann wieder ;-)