Gen Westen ...

Ob das mal gut geht, man hört ja nun in der letzten Zeit nicht viel Gutes. Und dann auch noch Ostanatolien ???

 

Der Grenzübergang war mal wieder super einfach. 2009 hatte ich mit der türkischen Grenze ganz andere Erfahrungen gemacht. Aber hier ist es wieder ein kurzer Check und ein Stempel. Das wars ...

 

Als allererstes geht es nun mal an der Küste in ein kleines Restaurant zum Mittagessen. Irgend eines der vielen Kebabs herausgesucht und es schmeckt hervorragend. 

Doch ich will weiter in die Berge. Und die haben eine ganz andere Struktur als die Berge in Georgien, steiler und karger. Durchzogen von schönen kleinen Flüsschen und Seen. 

 

Und da ist sie dann, die erste Militärkontrolle. Schliesslich bewege ich mich in der Nähe der gesperrten Armenischen Grenze. 

Und das ist mal eine Strassenkontrolle. Panzerwagen, Sandsäcke, gepanzerte Häuschen, die Jungs in voller Montur mit schwerem Gerät. 

Die wollten nicht mal den Pass sehen, "Hallo", "Wohin", "Gute Fahrt" .... das wars. Und so sollten fast alle Kontrollen aussehen. Sie sind zahlreich vermitteln aber keine Unsicherheit.

 

Es ist kühl in den Bergen und ich habe Dusel und finde ein tolles Hotel in dem ich 2 Tage bleibe.

 

 

 

Doch weiter nach Süden oder nach Osten wird es kaum gehen. Der Winter klopft schon an. Über die Berge am nächsten Morgen ist es eiskalt und es liegt schon ein wenig Schnee.

 

Es geht weiter nach Kars weil ich hier die Burg besichtigen will. Sie soll schön imposant über der Stadt thronen.

Nun ja, das tut sie. Aber ich finde erstmal keinen Weg rauf. Die Infos der Einheimischen und meinen Navi führen mich über eine Treppe hinauf. Nee, nicht wirklich. Also suche ich auf der karte nach einer Lösung und finde einen Schleichweg, der mich dann doch nach oben bringt. Ausser mir ist nur das Auto des Café Besitzers da oben ;)

 

Die Burg ist sehr gut erhalten aber nach unseren Ansprüchen recht unsicher. Keine Absperrung, kein Geländer, Inshallah!

 

Wie gesagt, das war der östlichste Punkt und ich will nicht vom Winter eingeholt werden. Ja, ja, die Türkei ist alles andere als nur Strand und Sonne. wenn der Winter hier her kommt sind es zweistellige Minusgrade.

 

Schnurstracks geht es Richtung Kapadokkien. Jeder schwärmt davon, also nichts wie hin. Der Weg führt nach Erzrum, wo ich Etappe machen muss. Auf den ersten Blick eine ganz normale türkische Stadt, doch eine Sache fehlt ... Bier!

Diese Stadt ist trocken. Nirgends etwas zu bekommen. Wenn man das mitbekommt, fällt auch auf, dass fast keine Frau ohne Kopftuch herumläuft. Es ist wohl eine der konservativsten Regionen in der Türkei.

 

Und wieder macht es sich bezahlt einen grösseren Tank zu haben, denn zwischen den grossen Städten gibt es kein Benzin. Die Tankwarte zucken nur mit den Achseln und zeigen in die andere Richtung. Hatte ich hier nicht wirklich erwartet. 

 

In der Türkei haben die Polizeiwagen Attrappen sogar echte LEDs und ich nehme sie nicht mehr wirklich für voll. Ja und dann kam wieder so ein Ding, dachte ich. Das schon. Aber die war echt ;) Und ich war mal wieder zu flott unterwegs. 

Der Beamte bedauerte sogar, dass er mir den Tag verderben musste. Bezahlen? Ja, bei der Ausreise einfach am Passschalter. So einfach und nett. 

 

Nach meiner Nacht im Grand Hotel und einem tollen Frühstück geht es nach Göreme. Dem berühmtesten Ort in Kapadokkien. 

Kapadokkien ist eine Region in der Türkei, die durch eine besondere Geographie bekannt ist. Tuffkegel, die durch Wind- und Wassererosion entstanden sind. Seit Jahrtausenden graben die Menschen ihre Behausungen in diese Kegel. 

 

Ein paar Tage Göreme inklusive ein paar Ausflügen in die Gegend machen das Bild noch viel faszinierender.

 

Wie bisher immer auf dieser Reise haben die Menschen die ich getroffen habe hier auch wieder das I-Tüpfelchen gebildet. weiter Reisende, mit und ohne Motorrad. Mit kurzen Reisezielen und auch so wie ich mit längerem Zeitbudget. Es ist herrlich sich austauschen zu können. 

 

Aber der Höhepunkt in Göreme sind Ballons! Ich bin sicher, dass alle die hier her kommen, dies erleben sollten. Für recht wenig Geld bekommt man ein Erlebnis der Superlative.

Früh morgens, ohne Frühstück wird man abgeholt und fährt ein paar Kilometer zwischen die Tuffhügel. 

Die Teams sind routiniert und stellen die leuchtenden Wunderwerke in Windeseile auf. Bis dahin: Stress, Motorenlärm, das Brummen der Ventilatoren, Hektik ... 

Wenn die Ballons stehen, steigt man ein, bekommt eine kurze Einweisung und es geht los. Ab da ist es mucksmäuschenstill ... Bis auf den gelegentlich gestarteten Gasbrenner natürlich. Weil man sich ja mit dem Wind bewegt, ist auch kein Lufthauch zu spüren. Einfach wundervoll. Wenn man oben ist geht erst die Sonne auf und das Licht ist ein Traum. 

 

Es war so beeindruckend, dass ich am nächsten Tag gleich noch einmal wollte... aber nicht fahren. Ich wollte den Start der Ballons von unten fotografieren. 

Es ist bitterkalt, und ich habe Eis auf dem Sattel, als an die Startplätze fahre. 

Schon als ich das Hostel verlasse, höre ich das typische Surren. Zig Ventilatoren in mehreren Kilometern Entfernung, die auf Hochtouren laufen. Gänsehaut! 

 

Neben mir und anderen Fotografen frieren sich 2 Brautpaare zu Tode. Was tut man aber nicht alles wenn man ein Hochzeitsfoto mit diesem Hintergrund haben will ?! 

 

Nach mehreren Verlängerungen meines Aufenthaltes geht es dann schliesslich weiter. Konya und dann ab an die Küste. Dort ist es dann angenehm warm und ich freue mich über die Zeit am Meer.

Und hier taucht auch etwas wieder auf, dass ich seit Moskau nicht mehr gesehen hatte. Motorradfahrer, die nicht reisen sondern ihre Maschinen als Hobby betrachten und eine Spritztour machen.

Zwei Tage geht es nach Olympos. Einem kleinen Ort mit einer historischen Location und einem etwas alternativen Touch.

Doch auch hier sind die Abende kalt und ich ermahne mich immer öfter wieder los zu kommen um möglichst in Österreich nicht durch Schnee fahren zu müssen.

 

Entlang der Küste, an Izmir vorbei geht es nach Gallipoli. Eine Halbinsel an der Meerenge der Dardanellen. Es ist die einzige Seeverbindung zwischen der Ägäis und der Marmarasee. Und damit zwischen Mittelmeer und Schwarzen Meer.

 

Hier hat sich 1915 eine der grössten Tragödien fehlerhafter Führung auf britischer Seite im 1.Weltkrieg abgespielt. Die Details würden absolut den Rahmen hier sprengen. Australische und neuseeländische Truppen (ANZAC) sollten an einem nur mehrere Meter breiten Uferbereich eine Landung von See wagen und wurden von den türkischen Truppen dort festgenagelt. 9 Monate und bei insgesamt ca 400.000 Toten und Verwundeten auf beiden Seiten später verliessen sie die Halbinsel ohne jemals mehr als einige wenige Kilometer Landgewinn erzielt zu haben. 

 

In Mitteleuropa ist der Winter angekommen, also heisst es Gas geben. Ich will von Canakkale bis nach Hause so schnell wie möglich. Türkei, Bulgarien, Serbien, Slowenien, Österreich und schliesslich Deutschland. An allen Grenzen wird kontrolliert. So muss es bleiben! In 2,5 Tagen bin ich endlich da. 

 

Zurück zu Hause, Zeug erledigen, ein paar Freunde treffen, lecker Essen, auf den Weihnachtsmarkt, Motorrad zum Service, neue Reifen und das Motorrad zur Verschiffung abgeben. Easy zu tun in der Zeit. 

 

Beim Service hatte man aber gesehen, dass es am Rahmen einen kleiner Riss gibt. Halb so wild. 

Ich stelle meine Maschine bei meinem Kumpel in der Garage ab und fahre noch weg. Da bekomme ich eine Nachricht von ihm, die mir die Beine wegreisst: "Mit der Maschine kannst du nirgends mehr hin fahren. Der Rahmen ist 4 mal gebrochen" Ach du Scheisse! Wenn er was sagt, hat es Hand und Fuss! 

 

In meinem Kopf laufen alle Varianten durch. Motorrad in den USA kaufen, eine andere verschicken, andere Africa Twin und umbauen, .... meinen Bus verladen,... So eine Scheisse! 

Wir vereinbaren uns die Sache am nächsten Tag genauer anzuschauen. In der Zwischenzeit zweifele ich an der Maschine. Rahmenbrüche hatte ich bei der AT noch nicht gehört. Also auch andere Reisende angesprochen, Internet gewälzt und auch meinen "Ersatzteilträger" angeschaut. Der hat über 250.000km drauf und der Rahmen ist intakt.... Ist bei diesem Modell nicht bekannt!

 

Ich mache es für die technisch weniger interessierten hier kurz. Es sind Risse, die nicht Aufgrund von Beladung und Druckbelastung entstanden sein können. Unser Resumé ist es, dass meine 400km Wellblech ohne Dämpfer im Pamir dazu geführt haben müssen. Ich bin also seit knapp 15.000km mit einem mehr oder weniger gebrochenen Rahmen unterwegs. 

Meine Dicke hat mich sicher nach Hause gebracht und umso mehr wir daran arbeiten umso schneller verfliegen meine Zweifel. Es ist die richtige Maschine für mich!

Wenn jemand schweissen kann, dann mein Kumpel hier in Karlsruhe. Und er zaubert mir eine Reparatur und Verstärkung hin, die wahrscheinlich das Motorrad überleben wird.

 

Also zusammenbauen und ab zum Transporteur.

Noch ein paar Tage chillen und dann geht an den Flughafen und ab nach Asien. 

 

Die erste grosse Etappe, Eurasien, liegt hinter mir!

 

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Comments: 11
  • #1

    cristina (Tuesday, 12 December 2017 17:14)

    Merci, m-am bucurat sa citesc din nou..pe une te-ai plimbat tu.
    Poza cu pasarile..cred porumbei, este superba ! Sper ca prietenul tau...neamtul,
    a facut treba buna si motocicleta ta sa tina ! Ai avut un inger pazitor....
    Noi zburam maine spre Bucuresti unde il vom serba pe Crisan, 70 de anisori!
    Drum bun...fara fisuri si inca o data merci...pozele ca-n totdeauna frumoase.
    Tusa Cristina

  • #2

    Walli (Tuesday, 12 December 2017 21:53)

    Hey Rosto, toller Bericht. So ein Foto in Kappadokien mit Ballons u. meinem Mopped hätte ich auch gerne. Hammer !! LG Willi

  • #3

    Christian (Saturday, 16 December 2017 18:55)

    Hi Rosto,

    irgendwie kommt mir deine Strecke durch die Türkei bekannt vor ;). Nur hatten wir leider nicht so viel Zeit wie du - aber wenigsten war´s warm bei uns.
    Aber supergeil, oder?
    Hast aber echt Schwein gehabt mit deiner Mühle, dass sie dir nicht unterm Hintern auseinander gebrochen ist. Aber Glück gehört auf so einer reise einfach mit dazu...
    Ich wünsch dir noch frohe Weihnachten, einen guten Rutsch. Und weiterhin so viel Glück für deine Tour.

    LG Christian

  • #4

    Achim (Sunday, 17 December 2017 22:13)

    Hallo Rosto,

    ich freue mich, dass Du wohlbehalten nach hause gekommen bist. Das sind ja alles tolle Bilder und Berichte, die Du mitbringst. Offensichtlich bist Du noch nicht satt, sonst hättest Du es nicht so eilig, Dich gleich wieder auf die Socken zu machen.
    Jetzt wünsche ich Dir erst einmal schöne Feiertage und einen guten Rutsch, und in 2018 eine mindestens genauso tolle Reise auf der anderen Seite der Welt :-)

    Schöne Grüße,
    Achim

  • #5

    Günter Baron (Thursday, 21 December 2017 18:56)

    Hallo, Herr Iosif,
    noch immer verfolgen wir mit Interesse und Spannung Ihre Wege. Sie sind um die vielen freundschaftlichen Begegnungen und Erlebnisse mit Menschen aus den verschiedensten Gegenden der weiten Welt zu beneiden. Und dann die Wunder an Natur und Kultur! Nicht zu vergessen die kulinarischen Genüsse, an denen Sie uns teilhaben lassen. Danke.
    Wir wünschen Ihnen schöne Weihnachtstage, einen fröhlichen Jahreswechsel und ein gesundes neues Jahr mit weiterhin bereichernden Erfahrungen.
    Viele Grüße
    Günter Baron und Ulrike Hof

  • #6

    Sunny (Friday, 22 December 2017 12:47)

    Du Lieber,
    der vierrädrige Gefährte in der Heimat ist eingemottet :)
    Was für Fotos, was für tolle Erlebnisse - ich freue mich mit Dir!
    Take care,
    Sunny

  • #7

    Christian (Saturday, 23 December 2017 09:47)

    Hallo Rosto,

    frohe Weihnachten, wo auch immer das Christkind dich finden wird. Die Ballonbilder in der kargen Felsenlandschaft sind klasse.
    Für die nächste Etappe alles Gute, einen guten Rutsch ins neue Jahr und, hm, was wünscht man einem Motorradreisenden - vielleicht so etwas wie "Plattfuß und Rahmenbruch". :-)

    Viele Grüße vom Bodensee
    Christian

  • #8

    Birgit und Ignatz Haan (Tuesday, 26 December 2017 12:54)

    Hallo Rosto,
    Unsere herzlichsten Weihnachtsgrüsse mögen Dich auf deiner weiteren Reise begleiten. Wir freuen uns auf die nächsten Berichte und hoffen, es geht jetzt ohne größere Pannen vorwärts.
    Komme ins neue Jahr und habe weiterhin viel Spaß.
    Birgit und Ignatz

  • #9

    Konny aus Düsseldorf (manchmal auch Neuss) (Thursday, 28 December 2017 09:35)

    Hallo Rosto,
    Dein bisherigeriger Reisebericht, Deine Erlebnisse und vor allen Dingen auch die super Bilder - grandios. Du hast Deinen Schritt bestimmt noch keinen Tag bereut, beneidenswert !!! Göreme, Kappadokien und diese beeindruckende Ballonfahrt, das habe ich auch schon gemacht und werde es nie vergessen.
    Wo immer Du jetzt steckst, einen guten Rutsch ins nächste Jahr und viel Spaß bei der Weiterreise und noch viele schöne Erlebnisse. Werde Dich weiter verfolgen. Alles Gute, Konny

  • #10

    Uwe Z. (Wednesday, 03 January 2018 21:58)

    Hallo Rosto,
    alles Gute, viel Glück und vor allem Gesundheit wünsche ich dir für 2018 und für deine weitere Reise.
    Ich verfolge deine kurzweiligen Berichte und die tollen Bilder weiterhin mit großem Interesse.
    Viele Grüße sendet dir Uwe!

  • #11

    Detlef P- (Saturday, 03 February 2018 18:05)

    Hallo mein Lieber,
    hoffe Du bist bei guter Gesundheit und alles läuft bei Dir. Schöne Grüße von Deinen alten Kollegen.