Juglans Regia und andere Leckerbissen

Zurück bei Stas war ich fast soweit zusammen zu packen und zu fahren. Irgend etwas bewog mich noch eine Nacht zu bleiben und ich wurde von meinen Gastgebern zu einem Essen anlässlich ihres Geburtstages eingeladen, mit Freunden, super lecker, familiär und ich fühlte mich privilegiert eingeladen zu werden. Ich werde die 2 nicht vergessen :)

 

Aber nun musste es nach etwas über 3 Wochen Stillstand weiter gehen. Ich wollte mir nun Kirgistan ansehen. So viele hatten es vor mir getan und davon geschwärmt. Ich war gespannt.

 

Die botanisch bewanderten unter euch werden mit Juglans Regia etwas anfangen können, für den Rest die Auflösung. Es ist die Walnuss! 

Kirgistan hat nämlich am Örtchen Arslanbob den grössten zusammenhängenden Walnusswald der Welt. Den wollte ich sehen. Also ab dort hin. Auf dem Weg begegneten mir mehrere Reisende mit Motorrrädern und Geländewagen. Wie es sich gehört, hält man an, tauscht sich aus, raucht eine, und fährt weiter ... Diese Begegnungen und Informationsaustausch sind gold wert. Über ein Paar kam ich zu einem anderen Paar, dass mit ihrem LKW geparkt stand. Die "Kirschschorle on the rocks" schmecke ich immer noch ;) 

Schlussendlich war der Plan für den nächsten Tag gemacht. Untergekommen bin ich bei einer Pension mit einer sehr besonderen Küche. 

 

Am nächsten Tag hatte ich nun etwas gebucht, dass ich mir zuvor nicht erträumt hatte. Ich hatte einen Reitausflug durch die Walnusswälder gebucht. Ich meine wirklich die 1PS Vieher. Eigentlich überhaupt nicht meine Tiere, aber mit dem Walach kam ich irgendwie zurecht. Besser gesagt er sorgte dafür, dass ich heil wieder ankam. Mir ist immer noch nicht ganz klar ob er auf meine leichten Züge am Züge reagierte, oder ob er eh da lang gelaufen wäre :) Werde ich auch nicht mehr erfahren. Nach einem Picknick mit meinen Guides und einem kleinen Ausflug zu einem Wasserfall ging es zurück zur Pension. Manno, ich wusste gar nicht, dass ich da Muskel hatte wo sie jetzt weh taten. 

Abends dann wieder ein leckeres, so ganz und gar nicht kirgisisches Essen. Gefüllte Zucchini und Paprika, selbst gebackenes Brot, Arme Ritter, Kuchen,... 

Auf Rückfrage meinten sie die Küche sei tatarische. Wow!

 

Durch eine beeindruckende Bergwelt geht es weiter in den Norden und über eine Schleife am Toktogul See vorbei. Wieder sehr heiss und da ist ja ein grosser See. Mal gucken ob der Stichweg ans Wasser führt. Tut er. Ich bin aber bloss nicht der Erste. Eine Gruppe Kerle geniesst das kühlende Nass, von Aussen und von Innen. Nachdem es feststeht wo ich her bin, muss mir jeder noch erzählen wo er in der DDR stationiert war. Nach ein paar höflichen Minuten trete ich den Rückzug an. 

 

Eine Empfehlung von vielen war der Song Köl. Ein kleiner See in der Mitte von Kirgistan. Nächstes Ziel ist also dort. Laut Strassenkarte eine rote Strecke. Alles gut, bisher waren diese klasse. Hier wurde die rote Farbe aber nur genutzt um die Karte aufzuhübschen. Es ist eine lausige Wellblech-Schotterpiste. Es klopft mich gut durch. Hitze Staub und diese Strecke gehen aufs Gemüt. Kurz vor dem Abzweig zum Song Köl geht es kurz auf die Strecke zwischen Bishkek und der chinesischen Grenze. Perfekter Asphalt und eine Strecke wie in den Alpen. Geht doch! 

 

Ab dem Abzweig zum Song Köl sollen noch 50km Schotter folgen. 

Sorry, heute nicht. Mal gucken wie lange die Strecke so gut bleibt. Bis fast an die chinesische Grenze und ich fahre genau in die Richtung. 3 Stunden perfekte Strasse. Nichts ist so beständig wie die Veränderung, also ab dort hin. Ich will nach Tash Rabat. Eine Karavanserei aus dem 15.Jhd. Ein tolles altes Gemäuer mir nettem Yurtcamp ein paar hundert Meter davor. 

Ein gelungener Tag mit einer Besitzerin, die fliessend englisch spricht und mir viele offene Fragen zur kirgisischen Kultur, dem Nomadentum und den Traditionen beantworten kann.

 

Ein paar Stunden zurück nehme ich dann doch die 50km Schotter zum Song Köl auf mich, und es sollte sich lohnen. Nein, nicht der See. Der ist nett, aber auch nicht mehr.

 

Ich habe Dusel bei einem Yurtcamp anzuklopfen in dem eine französische Studentin eine Studie zum Nomadenleben macht. Der Zugang ist schnell und unkompliziert und nachdem ich ein paar Instax Prints verschenke ist das Eis gebrochen. Ich darf alles fotografieren. Das alltägliche Leben in der Familie, das Melken der Tiere, die Käseherstellung, ...

Ich darf auch das erste mal "Kymyz" probieren. Die ganz leicht angegohrene Stutenmilch, die typisch ist für die kirgisischen und mongolischen Nomaden. Es ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Säuerlich, leicht perlend und mit einem sehr dominierenden Geschmack. Dass irgendwelche Krümel darin schwimmen, darf man nicht so ernst nehmen. Nicht mein Favorit, aber weniger schlimme als man immer sagt.

Am nächsten Morgen geht es dann gleich weiter und ich kann mein Glück kaum fassen. Sie stellen Kurut her, ein Quarkkäse, der später zu Bällen geformt wird um haltbar auf dem Markt verkauft werden zu können. Frisch schmeckt er hervorragend. Und als ob sie wüssten, dass ich so viele Aspekte wie möglich sehen will, wird ein Schaf traditionell geschlachtet und mit einer Ruhe und Routine auf der Decke aufgebrochen und zerwirkt. Toll mit anzusehen und zu fotografieren. Zum Schluss machen wir uns auch noch den Spass mit der etwa 12 jährigen Tochter alle Organe und Teile auf englisch zu übersetzen und aufzuschreiben. 

Die Offenheit dieser Menschen ist ein tolles Erlebnis und der Abstecher hierher hat sich echt gelohnt...

 

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Comments: 9
  • #1

    Andrea (Monday, 21 August 2017 09:43)

    Toll:-)))))!!!!!
    Aber das Bild von Dir auf den 1 PS fehlt noch, lach.....
    Ganz liebe Grüße
    Andrea

  • #2

    Thomas (Monday, 21 August 2017 12:46)

    Tolle Bilder - wieder mal!
    Aber habe ich die Walnussbäume übersehen?
    Viele Grüße
    Thomas

  • #3

    Thomas N. (Wednesday, 23 August 2017 08:15)

    Hi Rosto, habe mir mal seit längerem auf der Weltkarte angesehen, wo Du gerade bist. Es ist wirklich beeindruckend. Und all die wunderbaren Bilder erzählen tolle Geschichten und Begegnungen. Ich wünsche Dir allzeit gute Weiterreise und greue mich auf die nächsten Abschnitte. Viele Grüße! Thomas N.

  • #4

    Frank Schwarz (Saturday, 26 August 2017 10:36)

    Hallo Rosto,

    klasse Bilder!!!!
    Mich würde ein Bild mit einem Bike auf einem Hottehüh interessieren.
    Viele Grüße aus good old Germany
    Frank

  • #5

    Sunny (Sunday, 27 August 2017 14:01)

    Es scheint, als ob der Nomade in Dir bei den Nomaden genau richtig zu sein scheint :) Das ist einfach nur cool, wie Du Deinen Weg gehst. Liebste Grüße aus der Heimat.

  • #6

    Dan Andrei Josette (Sunday, 27 August 2017 18:23)

    Draga Rosto, iti urmarim cu deosebit interes si afectiune calatoria exceptionala din Europa in Asia. Ce am vazut pana acum din Tarile Baltice si Rusia mai erau in parte cunoscute si de noi dar atmosfera speciala pe care ai gasit-o in tarile Asiei + aventurile tehnice si cele relative la drumuri o fac cu totul deosebita. Cum s-ar zice esti pe Drumul Matasii catre China. Pe langa frumusetile artistice ale Asiei Centrale ai parte de o natura deosebita, desi ne gandim de multe ori la Carpatii nostri. Iti dorim multa sanatate, sa te bucuri de tot ce vezi si auzi si sa vina si ziua aia cand ne vom revedea si ne vei povesti de viu grai exceptionala ta aventura. Te imbratisam cu drag!

  • #7

    Walli (Tuesday, 05 September 2017 22:10)

    Hey Rosto, superklasse Deine Stories und Fotos. Du nimmst mich voll mit auf die Reise. Aber das Foto mit dem einen PS hätte ich auch gern gesehen ;))
    Vielen Dank für all Deine tollen Zeilen und viele dicke Grüße, Walli

  • #8

    Ioana si Ana (Friday, 15 September 2017 06:04)

    Ff frumoase poze si alte civilizatii!

  • #9

    Detlef Piprek (Saturday, 16 September 2017 21:42)

    Hallo Rosto,
    Mal wieder tolle Bilder und spannende Eindrücke. Hoffe es geht Dir gut. Bei uns ist alle beim Alten. Nach 14 Tagen Urlaub geht's morgen wieder los. Freu mich schon auf die nächsten Bilder und Story.
    Dein alter Kollege