Nomad Games

Das Federbein passte auf Anhieb, alles war klar und nach einem wiedermal leckeren frisch zubereiteten Frühstück ging es in den Süden. Zurück an die tajikische Grenze. Sary Moghul und der Veranstaltungsort selbst sind wenige Kilometer entfernt vom Basiscamp des Peak Lenin. Eines imposanten 7000ers in Tajikistan.

Nach ca 30 Kilometer Schotter und ein paar kleinen Furten kam ich am See an, wo die Veranstaltung schon in vollem Gange war. 

Die Nomadgames sind die lokale Olympiade der Nomadenvölker, vergleichbar mit der Highlandgames der Schotten.

Die Disziplinen sind entsprechend exotisch für uns. 

Tauziehen geht ja noch. Hier durften dann die gemischten Touristen Teams gegen die Einheimischen antreten. Grosser Spass für die Einheimischen.

Interessanter wurden die Ringkämpfe auf dem Rücken von Pferden oder von Yaks. Eine Kraftprobe unter den Kirgisen und, auf den lethargischen Yaks, auch für die Touris. 

Doch das ganze steigerte sich zu den Pferde Geschicklichkeitsrennen. In vollem Galopp musste ein Tuch mit der Hand aufgehoben werden. Als ich sah wie die Männer mit ihren Pferden harmonierten und in gestrecktem Galopp an der Seite der Pferde herunter hingen um die Tücher aufzunehmen wurde mir langsam mulmig. 

Ich konnte mich daran erinnern, dass mir meine Oma, Geschichten von kriegerischen Reitervölkern erzählt hatte. Diese konnten sich seitlich am Pferd in Deckung bringen um Pfeilen auszuweichen, so die Geschichte. Das habe ich nun live gesehen und glaube es nun wirklich. 

Der Höhepunkt des Festes, war das Reiterspiel. Eine Art Fussball, bei dem 2 Mannschaften auf Pferden einen Spielball jeweils in das gegnerische Tor versenken muss. Das Tor sind je 3 aufeinander gestapelte Traktorreifen. Der "Spielball" wiederum ist eine frisch geschlachtete Ziege ohne Kopf... kein Tipfehler.

Das Spiel wird zwischen Mannschaften aus unterschiedlichen Dörfern gespielt und ist tot ernst. Es wird mit einer Härte gespielt, die wir in Europa bei keiner Sportart mehr kennen. Die Ziege wird vom Schiedsrichter auf den Boden gelegt und es geht los. Beide Mannschaften versuchen nun der Ball aufzunehmen und ins Ziel zu reiten. Nicht vergessen, sie sitzen auf Pferden und der Ball ist ca 20kg schwer. Härte gegen Mann und Pferd sind normal und gewollt. Ellenbogen, Peitsche und alles was ich vielleicht nicht im Gemenge gesehen habe ist erlaubt um den Ball wieder abzunehmen. 

Doch das Spiel hat auch Regeln! Geht ein Pferd zu Boden wird unterbrochen, ist ein Mann unten ... Pech gehabt. Es wird ohne Rücksicht weiter gespielt. Am Spielfeldrand stehen die Zuschauer auch auf Pferden, der Pferdewechsel läuft dann zum Teil direkt vom Pferd aufs Pferd und weiter. Wahnsinn.

Als ich die Koordination von Mann und Tier, die Präzision und die Härte gesehen habe, dazu die Dynamik der Pferdemannschaften, die zum Teil ohne Rücksicht in die Zuschauer hineingeritten sind, wurde mir etwas sehr eindrücklich bewusst:

Was für ein einschüchterndes und angsteinflössendes Gefühl muss es sein, wenn eine von Dschingis Khans Reiterhorden, von mehreren Hundert bewaffneten Reitern mit diesen Fertigkeiten, auf Einen in gestrecktem Galopp zukommt .... 

"Luftunterstützung" oder "Artilleriefeuer, vor eigener Stellung, bis auf Widerruf! Feuer Frei!"